Prävention sexualisierter Gewalt
Was ist sexualisierte Gewalt
Sexualisierte Gewalt kommt in unterschiedlichen Formen vor, sei es als Grenzüberschreitung, wenn dich z.B. jemand ohne deine Einwilligung umarmt und fest an sich drückt oder als sexueller Übergriff, wenn jemand z.B. unbedingt von dir wissen will, wie genau dein letztes Schäferstündchen verlaufen ist. Besonders gravierend ist sexueller Missbrauch, wenn jemand dich z.B. zwingt, sein Geschlechtsteil anzufassen.
Sexualisierte Gewalt ist somit jede sexuelle Handlung, die an oder vor einer Person gegen deren Willen vorgenommen wird oder der sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Sie betrifft jede Form von Gewalt, bei der eine Macht- oder Vertrauensposition ausgenutzt wird, um das Opfer zur Befriedigung eigener sexueller Bedürfnisse zu zwingen. Sie wird immer von Personen ausgeübt, die dem Opfer körperlich oder psychisch überlegen sind und kommt meist als Beziehungstat vor. Sexualisierte Gewalt kann jeden betreffen. Studien gehen davon aus, dass pro Schulklasse etwa ein bis zwei Personen von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren.
Unser vorrangiges Ziel besteht darin, eine „Kultur der Aufmerksamkeit" zu schaffen, in der es jederzeit möglich ist, über unangenehme Situationen oder Erfahrungen zu sprechen und auch Ansprechpersonen zu finden, wenn man sich im direkten Umfeld niemandem anvertrauen mag. Eine von sexualisierter Gewalt betroffene Person muss durchschnittlich sieben Mal um Hilfe bitten, bevor ihm oder ihr jemand glaubt. Allein diese nüchterne Zahl sollte alle Verantwortlichen aufrütteln und motivieren, Strukturen zu schaffen, die uns helfen, schnell zu reagieren. Für uns in der DLRG-Jugend Andernach gilt, dass auch Grenzverletzungen jeglicher Art ernst genommen und nicht bagatellisiert werden!
Wie gehen übergriffige Personen vor?
Täter bzw. Täterinnen entwickeln Strategien, die ihnen die Vorbereitung, den Übergriff selbst und die Vermeidung der Entdeckung ermöglichen. Dazu zählt zum Beispiel:
Die übergriffigen Personen testen die Vereinskultur. Wie wird z.B. auf sexistische Sprüche oder Witze reagiert? Wer reagiert wie auf Berührungen? Wer setzt wann eine Grenze?
Um dies zu erkennen, müssen wir uns von stereotypen Klischees über diese Personen freimachen. Es gilt, als Verein wachsam zu sein für die verschiedenen Warnzeichen. Wenn wir sensibel reagieren und derartiges Verhalten nicht tolerieren, wird die übergriffige Person wahrscheinlich aufgeben, weil es zu risikoreich wird.
Übergriffige Personen machen sich häufig beliebt, sind fürsorglich und aufmerksam.
Um die Unterstützung aus dem Umfeld zu verhindern, versuchen sie, die betroffenen Personen zu isolieren, z. B. von Eltern, Freund/innen, Jugendleiter/innen Trainer/innen. Das Umfeld wird ebenfalls gekonnt manipuliert.
Einfach verständlich: PsG im Film
Die DLRG-Jugend hat hierzu einen guten Zeichentrickfilm entworfen.
Schwerwiegende Handlungen sexualisierter Gewalt geschehen nie „aus Versehen", sondern erfolgen zielgerichtet und planvoll.
Was kannst Du tun, wenn Du mit sexualisierter Gewalt konfrontiert wirst?
Als betroffene Person solltest Du dir Hilfe holen.
Bei Verdacht solltest Du zunächst Ruhe bewahren und besonnen vorgehen.
Du kannst Dich gerne an eine unserer Vertrauenspersonen wenden. Diese sind für solche Fälle besonders geschult und arbeiten eng zusammen mit Fachstellen, zusammen die sich mit der Prävention sexualisierter Gewalt auskennen. Sie wird nichts unternehmen, womit Du als betroffene Person nicht einverstanden bist.
Es ist wichtig, die übergriffige Person nicht unmittelbar mit dem Vorwurf zu konfrontieren. Sie würde ansonsten alles unternehmen, um den Verdacht von sich zu weisen.
Was tun wir, um sexualisierte Gewalt zu verhindern?
Wir dulden keine sexistischen oder anderweitig grenzüberschreitende Witze.
Wir enttabuisieren sexualisierte Gewalt und schaffen eine Kultur der Aufmerksamkeit und Transparenz.
Wir haben ein besonderes Augenmerk darauf, wer von uns eingesetzt wird, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.
Wir sensibilisieren unsere Riegenleiter*innen und weitere Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, durch Fortbildungsmaßnahmen.
Wir lassen uns regelmäßig von allen Personen, die bei uns im Verein mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
Wir haben qualifizierte Ansprechpersonen aufgestellt, an die man sich bei Verdachtsmomenten wenden kann.